Trauma

„Ich muss nicht wissen was war, der Körper erinnert sich und kann es lösen, wenn ein achtsamer Raum dafür geschaffen wird.“

Ein Trauma ist keine psychische Erkrankung! Es ist ein unvollständig abgeschlossener physiologischer Prozess, der zu Ende geführt werden muss, damit sich die traumatische Erfahrung auflösen kann.

Was ist ein Trauma?

Trauma wird als unvollständige Antwort des menschlichen Organismus auf ein überwältigendes Ereignis definiert d.h. der Körper kann ein Erlebnis nicht verarbeiten.

Die Auslöser können vielfältig sein, wie z.B.

  • ein Autounfall (häufig sogar ein unspektakulärer Auffahrunfall)
  • ein Sturz
  • Gewalterfahrung als Opfer und/oder als Zeuge
  • Misshandlung
  • Alkoholismus in der Familie
  • Verlust einer nahestehenden Person
  • Krankenhausaufenthalt als Kleinkind
  • medizinische Behandlungen
  • schwere Erkrankungen uvm.

Ein Trauma entsteht dann, wenn nicht ausreichend Ressourcen und Unterstützung vorhanden sind, um dieses Ereignis zu verarbeiten und zu integrieren. Ob es zu einer Traumatisierung kommt, hängt auch von der Konstitution des Betroffenen und vor allem von den inneren und äußeren Ressourcen ab. Ein Mensch, der ein schlimmes Ereignis überlebt hat und danach liebevoll und respektvoll behandelt wird, kann dieses eher integrieren als jemand, der auf Grund der äußeren Umstände nicht sicher ist oder mit Schuldzuweisungen konfrontiert wird. Untersuchungen haben belegt, dass die unmittelbare Zeit nach einer traumatischen Situation maßgeblich beteiligt ist an der Entwicklung der Traumasymptomatik.

Was deutet auf eine Traumasymptomatik hin?

Die erste Reaktion bei einem bedrohlichen Ereignis ist instinktiv. Im Hirnstamm wird eine physiologische Reaktion erzeugt, welche eine außergewöhnliche Energiemenge freisetzt, die manchmal unvorstellbare körperliche Leistungen ermöglicht und oft Lebenserhaltend ist (z.B. Man kann mit einer schweren Verletzung noch Kilometerweit gehen bis man zu einem Haus kommt und Hilfe erhält).

Ist es dem Organismus aber nicht möglich diese Ladung an Energie aufzubrauchen, weil die natürlichen Reflexe keinen Ausdruck finden, weil flüchten oder kämpfen nicht möglich sind, so kommt es zu einem Zustand höchster Erregung gekoppelt mit gleichzeitiger Erstarrung. Die geballte Ladung an Energie bleibt quasi im Nervensystem stecken und kann über Jahre zu den vielfältigsten Symptomen führen.

  • Unruhe
  • ständiges Angetrieben sein
  • chronische Verspannungen
  • Verdauungsprobleme
  • Herzrasen
  • chronischer Bluthochdruck
  • erhöhte Aggression
  • chronische Schmerzen
  • Schlafstörungen
  • Amnesie,
  • Depression

und vieles mehr können dann die Folge sein. Starke Traumata gehen auch häufig mit der Abspaltung von den eigenen Gefühlen einher.

PatientInnen, welche unter diesen und ähnlichen Symptomen leiden, haben meist schon eine Odyssee bei ÄrztInnen und TherapeutInnen hinter sich und hören meist überall dasselbe: „Sie sind völlig gesund.“

Die Dynamik von Traumata

Peter Levine ist vor fast 35 Jahren in seinen Forschungen der Frage nachgegangen, warum Tiere in freier Wildbahn so gut wie nie traumatisiert werden, obwohl sie ständig Gefahren ausgesetzt sind und er konnte folgende Beobachtung machen:

Ein Beutetier, das Gefahr wittert, wird zuerst einmal flüchten. Erst wenn der Jäger seine Beute erreicht, also unmittelbar vor dem herannahenden Tod fällt das Tier in eine Erstarrung, die einerseits die allerletzte Überlebensstrategie neben Kämpfen und Flüchten darstellt – denn tote Beute ist im Tierreich oft uninteressant, und andererseits versetzt es das Tier in einen Bewusstseinszustand, in dem es keinen Schmerz mehr spürt, sollte es dennoch gefressen werden.

Die Traumadynamik bei Menschen unterscheidet sich nicht wesentlich davon. Die unwillkürlichen, instinktiven Bereiche des menschlichen Gehirns sind faktisch identisch mit den betreffenden Arealen bei den Säugetieren und Reptilien. Der Schlüssel zur Heilung von Traumasymptomatik liegt daher in unserer Physiologie. Ähnlich einem wild lebenden Tier ist es auch für den Menschen von großer Wichtigkeit nach dem Abklingen der akuten Traumasituation wieder aus der Immobilität und Erstarrung heraus zu kommen und seine volle Bewegungs- und Handlungsfähigkeit zurück zu gewinnen. Ein Tier, das der Gefahr entkommen ist, zittert oder schüttelt sich häufig ab und geht dann seinen üblichen Tätigkeiten wieder nach. Durch die meist unbewusste Einmischung unseres Bewusstseins werden diese natürlichen Reaktionen unterbunden und die Traumareaktion kann keinen positiven Abschluss finden.

Im menschlichen Organismus bleibt dann die Überladung im Nervensystem stecken und das oft über Jahre und Jahrzehnte, was viel Lebensenergieverlust bedeutet, weil der Körper versucht diese Überladung zu kontrollieren. D.h. der Organismus glaubt noch immer, dass es ums Überleben geht. Viele Auslöser (ein Schreck, ein Satz, ein weiterer Unfall etc.) können wieder dazu führen, dass die Kontrolle der Überladung zusammenbricht und es zu – für uns unverständlichen, nicht zur Situation passenden – Reaktionen kommt wie z.B.

  • starke Aggression und Wut
  • völlige Erstarrung, welche zur Folge hat, dass das lösungsorientierte und kreative Denken nicht mehr zugänglich ist
  • Flucht

So gesehen ist die Traumasymptomatik keine Erkrankung, sondern ein Versuch des Organismus mit der Überladung des Nervensystems fertig zu werden. Die Traumatherapie unterstützt den Organismus dabei, diesen unvollständigen Prozess behutsam zu Ende zu bringen.

Traumatherapie

Die Achtsamkeitsfokussierte Stressregulation© (AFSR©) stellt einen neuen Ansatz in der traumatherapeutischen Arbeit dar. Basierend auf einer Vielzahl von therapeutischen und achtsamkeitsbasierten Verfahren wurde die AFSR© entwickelt.

Die komplexe und oft therapieresistente Traumasymptomatik verlangt nach einem speziellen Zugang mit Einbeziehung des Körpers und des vegetativen Nervensystems. Die Methode ermöglicht – vor allem durch geförderte sensomotorische (körperbezogene) Wahrnehmungsfähigkeit der KlientInnen – dass die in den Symptomen gebundene Energie freigesetzt und zur Heilung genutzt werden kann.

Die zerbrochenen Verbindungen zum Selbst, zum Körper und seinem Selbstheilungspotential, zu den eigenen Ressourcen und Fähigkeiten und zur Gegenwart werden wiederhergestellt.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Taumatherapien wird dabei vermieden, nochmals in das traumatische Ereignis einzutauchen. Es ist auch nicht wichtig, zu wissen was geschehen ist. Vielmehr wird die Hyperaktivierung und die Fixierung des gesamten Organismus auf das traumatische Ereignis vorsichtig aufgelöst.

Die blockierten Überlebensreflexe (Orientierungs-, Kampf/Flucht-, Totstellreflex) werden regeneriert und der Organismus gewinnt wieder seine natürliche Flexibilität und Selbstregulationsfähigkeit. Im Zuge des Prozesses lernen die KlientInnen, sich in ihrem Körper sicher zu fühlen und den Alltag besser zu bewältigen.

Oft können einige wenige Sitzungen schon erhebliche Verbesserung und Erleichterung der Symptomatik bewirken.